Fatale Zitate
»Man muß die Dinge bis zum Äußersten treiben, bis zu jenem Punkt an dem sie sich von selbst ins Gegenteil verkehren und in sich zusammenstürzen [...] Man muß den Tod gegen den Tod ausspielen – die radikale Tautologie. Aus der Eigenlogik des Systems die absolute Waffe machen [...] Die Ordnung hält den Tod gefangen [...] – allein der gewinnt, der den Tod gegen sie ausspielt.«
Baudrillard (Der symbolische Tausch und der Tod)
»Die gegenwärtige Existenz oder das gegenwärtige Wesen waren nie die Bedingung, der Gegenstand oder die Sache der Gerechtigkeit. Unaufhörlich muß daran erinnert werden, daß das Unmögliche (›die Toten von den Toten begraben lassen‹), leider, immer möglich ist. Unaufhörlich muß daran erinnert werden, das dieses absolute Böse (das absolute Leben, [...] das den Tod nicht kennt und nichts mehr von ihm wissen will) stattfinden kann.«
Derrida (Marx' Gespenster)
»Der Tod ist [...] der Widerspruch, in welchem sich die Freiheit – in der Welt und gegen die Welt – als Schicksal erfüllt und verneint zugleich.«
Foucault (Einleitung zu Binswanger: Traum und Existenz)
»Ich bin die Freude im Angesicht des Todes. Die Freude des Todes ansichtig trägt mich. Die Freude des Todes ansichtig bestürzt mich. Die Freude des Todes ansichtig vernichtet mich.«
Bataille (Die Übung der Freude im Angesicht des Todes)
Ich weiß, dass ich nicht von meinen Büchern leben kann, damit meine ich das, was nach dem Ableben verbleibt, man überlebt nur durch fatale Gesten.
Emil M. Cioran im Gespräch mit Ion Deaconescu (Hätte ich mich in die Seine gestürzt …)
»Der Tod ist eigenste Möglichkeit des Daseins. Das Sein zu ihr erschließt dem Dasein sein eigenstes Seinkönnen [...] Der Tod ›gehört‹ nicht indifferent nur dem eigenen Dasein zu, sondern er beansprucht dieses als einzelnes.«
Heidegger (Sein und Zeit)
»Bringt endlich der Tod das ersehnte Vergessen, so unterschlägt er doch zugleich dabei die Gegenwart und das Dasein und drückt damit das Siegel auf jene Erkenntnis – daß Dasein nur ein ununterbrochenes Gewesensein ist, ein Ding, das davon lebt, sich selbst zu verneinen und zu verzehren, sich selbst zu widersprechen.«
Nietzsche (Unzeitgemäße Betrachtungen)
»Klägliches Schicksal! Vergebens schminkst du, gleich einer alten Kurtisane, dein runzliges Gesicht auf; vergebens betäubst du die Ohren mit Narrenschellen. Du langweilst mich; es ist doch immer dasselbe, idem per idem. Keine Variation, immer nur Aufgewärmtes. Komm, letzter Schlaf! komm, Tod! Du versprichst nichts, du hältst alles.«
Kierkegaard (Entweder-Oder)
»Der Tod ist der eigentliche inspirirende Genius, oder der Musaget der Philosophie [...]«
Schopenhauer (Die Welt als Wille und Vorstellung)
»Und was kann ›stabiler‹ sein als der Tod, der meiner Bewegung wider meinen Willen ein Ende macht und mich in das Allgemeine, die Natur, die Gattung, in das – Heilige versenkt?«
Marx (Die deutsche Ideologie)
»Der Tod, die Scheidung der Seele vom Leibe, wenigstens von diesem groben materiellen, sündhaften Leibe ist der Eingang zum Himmel. Wenn aber der Tod die Bedingung der Seligkeit und moralischen Vollkommenheit ist, so ist notwendig die Abtötung, die Mortifikation das einzige Gesetz der Moral.«
Feuerbach (Das Wesen des Christentums)
»Der Tod, wenn wir Jene Unwirklichkeit so nennen wollen, ist das Furchtbarste, und das Tote festzuhalten das, was die größte Kraft erfordert. Die kraftlose Schönheit haßt den Verstand, weil er ihr dies zumutet, was sie nicht vermag. Aber nicht das Leben, das sich vor dem Tode scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes, Er gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit sich selbst findet. Diese Macht ist er nicht als das Positive, welches von dem Negativen wegsieht, wie wenn wir von etwas sagen, dies ist nichts oder falsch, und nun, damit fertig, davon weg zu irgend etwas anderem übergehen; sondern er ist diese Macht nur, indem er dem Negativen ins Angesicht schaut [...]«
Hegel (Phänomenologie des Geistes)
»Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod (denn der Tod war nur notwendig zur Scheidung, das Gute muß sterben, um sich vom Bösen, und das Böse, um sich vom Guten zu scheiden).«
Schelling (Philosophische Untersuchungen)
»[...] sowie Seyn und Leben Eins ist und dasselbe, ebenso ist Tod und Nichtseyn Eins und dasselbe. Einen reinen Tod aber und reines Nichtseyn giebt es nicht, wie schon oben erinnert worden. Wohl aber giebt es einen Schein, und dieser ist die Mischung des Lebens und des Todes, des Seyns und des Nichtseyns. Es folgt daraus, dass der Schein, in Rücksicht desjenigen in ihm, was ihn zum Scheine macht, und was in ihm dem wahrhaftigen Seyn und Leben entgegengesetzt ist, Tod ist und Nichtseyn.«
Fichte (Die Anweisung zum seligen Leben)
»Nothwendig also ist der Tod, und dieser Nothwendigkeit mich näher zu bringen, sei der Freiheit Werk, und sterben wollen können, mein höchstes Ziel!«
Schleiermacher (Monologen)
»Aller Tod wird neues Leben, die verwesende Fäulung selbst bereitet Gesundheit und frische Kräfte.«
Herder (Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit)
»Unsere physischen Uebel zerstören entweder sich selbst oder sie zerstören uns. Die Zeit oder der Tod sind unsere Heilmittel dagegen; aber wir leiden um so mehr, je weniger wir zu leiden verstehen [...]«
Rousseau (Emile)
»Geboren um zu sterben, kann der Mensch so wenig den Schmerzen, als dem Tode entgehen.«
Voltaire (Ueber das Gute und das Böse)
»Der freie Mensch denkt über nichts weniger als über den Tod; und seine Weisheit ist nicht ein Nachdenken über den Tod, sondern über das Leben.«
Spinoza (Ethik)
»Da die Menschen kein Heilmittel entdecken konnten gegen den Tod, das Elend, die Unwissenheit, so sind sie darauf verfallen um sich glücklich zu machen nicht daran zu denken. Das ist alles, was sie erfinden konnten um sich über so viel Uebel zu trösten. Aber das ist ein sehr elender Trost, weil er darauf hingeht, nicht das Uebel zu heilen, sondern es bloß kurze Zeit zu verbergen und indem er es verbirgt, macht er, daß man nicht daran denkt es wirklich zu heilen.«
Pascal (Gedanken über die Religion)
»Sinnen auf den Tod ist Sinnen auf Freiheit. Wer sterben gelernt hat, versteht das Dienen nicht mehr.«
Montaigne (Philosophieren heißt sterben lernen)
»Denn der Tod scheint nichts anderes zu sein, als eine Auflösung des Zusammengesetzten in die Elemente der Zusammensetzung.«
Nicolaus von Cues (Von der Wissenschaft des Nichtwissens)
»Wir preisen den Tod in Gott, auf dass er uns in ein Wesen wandle, das besser ist als ein Leben; ein Wesen, darin unser Wesen lebt, wo unser Leben ein Wesen wird.«
Meister Eckhart (Predigten, Traktate, Sprüche)
»Groß bist du Herr und hoch zu loben, groß ist die Fülle deiner Kraft und unermeßlich sind die Spuren deiner Weisheit. Und preisen will dich der Mensch, ein Theilchen deiner Schöpfung, der Mensch, sich tragend mit seiner Sterblichkeit, die das Zeugnis seiner Sünde über ihn ablegt, ein Zeugnis, daß du den Stolzen widerstehst.«
Augustinus (Bekenntnisse)
»Nun, für diejenigen, welchen das Leben ein Gut ist, ist es gut, nicht insoweit es eine Vereinigung ist, sondern weil es durch Tugend das Böse abwehrt; der Tod aber ist noch in höherem Grade ein Gut. In der That muss man sagen, das Leben im Leibe sei an sich ein Uebel, durch die Tugend aber gelange die Seele zum Guten, indem sie nicht nach dem Zusammengesetzten lebt, vielmehr sich gänzlich absondert.«
Plotin (Enneaden)
»Nichts geht also der Tod uns an, nichts kann er bedeuten, Da ja das Wesen des Geistes nunmehr als sterblich erkannt ist.«
Lukrez (Über die Natur der Dinge)
»Der Tod ist die Befreiung und das Ende von allen Uebel, über ihn gehen unsere Leiden nicht hinaus, der uns in jene Ruhe zurückversetzt, in der wir lagen, ehe wir geboren wurden.«
Seneca (Trostschrift an Marcia)
»Es ist oft die Pflicht des Weisen, aus dem Leben zu scheiden, wenn er am Glücklichsten ist, sofern dies die Lage der Verhältnisse verlangt [...] Ueberdem ist der aus dem Leben Scheidende und der darin Bleibende gleich elend, und das längere Leben kann ihn nicht bestimmen, es mehr zu fliehn [...]«
Cicero (Fünf Bücher über das höchste Gut und Übel)
»Welches sind denn nun die Schrecknisse, denen gegenüber sich einer mannhaft zeigt? Sind es die Übel, die durch Größe hervorragen? Ist doch niemand fähiger als der Mannhafte das Schreckliche zu erdulden; das größte Schrecknis aber ist der Tod.«
Aristoteles (Nikomachische Ethik)
»In der Tat also, o Simmias, trachten die richtig Philosophierenden danach, zu sterben, und der Tod ist ihnen unter allen Menschen am wenigsten furchtbar.«
Platon (Phaidon)
»Unsterbliche sterblich, Sterbliche unsterblich: sie leben gegenseitig ihren Tod und sterben ihr Leben.«
Heraklit (Fragmente)